2009 – Vierte Pop-Dekadentagung in der Pop-Akademie in Mannheim

Schwerpunkt: „Etablierung“ ohne Szenen vs. „Akademisierung“ ohne Basis?

Andere Ansätze, die sich aus den vorherigen Pop-Dekadentagungen entwickelten, brachen hingegen unvermittelt ab.

Die Pop.Komm war durch eine unkreative, auch personelle Bindung an die »Musikindustrie«, wie sich der ehemalige Verband der Phonographischen Wirtschaft inzwischen selbst tituliert, selbstverschuldet in eine tiefe Krise geraten. Im Sommer 2009 wurde sie – ausgerechnet im zwanzigsten Jahr nach ihrer Gründung am Rande der Düsseldorfer Dekadentagung – abgesagt.

Der Deutsche Musikrat, die Musikhochschulen und andere mühten sich in jenen Tagen immer noch um den „Musikunterricht für Jugendliche“ – mit bedenklich wenig Resonanz aus der Politik, die offenbar von den Debatten der vergangenen Jahrzehnte wenig mitbekommen hatte.

Darum war der Tenor der Vierten Pop-Dekadentagung, diesmal zu Gast in der Pop-Akademie in Mannheim, zunächst irgendwie vertraut und doch zugleich befremdlich: Was hatten die (kulturpolitischen) Orientierungen der vorangegangenen Tagungen langfristig bewirkt? Wurden sie zumindest in den wirtschaftlichen Erfolgen der Initiativen oder einer „Emanzipation der Szenen“ gespiegelt? Hatte die deutsche »Musikindustrie« nach der Absage der Pop.Komm eine und, wenn ja, welche Zukunft? Welche Perspektiven hätten die „Independents“ dann noch, die mit ihren kleinen Vertrieben teils an den kränkelnden Strukturen der Großen hingen, beispielsweise an der Dominanz der Großhandelsketten und so genannten „Media-Märkten“? Was war aus dem „sozio-“ oder „gegenkulturellen“ Generationenkonflikt geworden, nachdem die Popmusikkultur vermeintlich die „Mitte der Gesellschaft“ umfasste und eben nicht mehr als „Subkultur“ abgetan werden konnte?

Diesmal wurde als Umfeld der Pop-Dekadentagung ein Kongress mit dem eigenartigen Titel „Zukunft Pop?“ der Pop-Akademie in Mannheim gewählt, also einer Einrichtung, die sich nach eigenem Verständnis um die „Qualifizierung“ von angehenden Musikern oder deren aufstrebenden Vermarktern im Bereich Popmusik-Design und -business bemühte.

(Siehe dazu Kulturpolitische Mitteilungen • Nr. 128 • I/2010 39 Schwerpunkt: Popmusik & Kulturpolitik, Rainer B. Jogschies: Ja und Nein.)

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